WISSEN SCHÜTZT TIERE
MYTHEN
Was wäre die Menschheit nur ohne Mythen?
Wir möchten allerdings damit aufräumen! Teils sind sie gefährlich, teils schränken sie unsere Tiere nur unnötig ein.
Los geht´s!
MYTHEN IN DER TIERHALTUNG:
WENN DESINFORMATION DIE FAKTEN
ZUNICHTE MACHT
Eine Definition von Desinformation oder Fehlinformation muss zwei Elemente enthalten: 1) Es handelt sich um Informationen, die nicht wahr sind, und 2) diese Informationen wurden entweder absichtlich (Desinformation) oder unabsichtlich (Fehlinformation) verbreitet.
OBST VERURSACHT DIABETES
Nein, nein, nein und nochmal nein!
Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie sehr sich Mythen aus den 70er Jahren bis heute halten können. Kaum ein Gebiet ist so gut erforscht wie die Volkskrankheit Diabetes. Und gerade der Hamster ist als Tiermodell bei Wissenschaftlern sehr beliebt, da er in diesem Bereich uns Menschen extrem ähnelt.
Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Obst bei Hamstern Diabetes verursacht. Tatsächlich ist Obst für Hamster eine viel gesündere Option als Leckerchen mit hohem Zuckergehalt. Im Gegensatz zu Sämereien, die viel Zucker enthalten können, enthält Obst sehr wenig Zucker. Der Verzehr von Obst in Maßen als Teil einer ausgewogenen Ernährung ist für Hamster sogar von Vorteil und kann sie mit lebenswichtigen Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen versorgen.
Eine gute Hilfestellung bietet die glykämische Last (GL). Sie berücksichtigt sowohl die Menge an Kohlenhydraten in einer Portion Lebensmittel als auch den glykämischen Index (GI) des Lebensmittels, der ein Maß dafür ist, wie schnell die Kohlenhydrate in einem Lebensmittel in Glukose umgewandelt und in den Blutkreislauf aufgenommen werden. Lebensmittel mit einer hohen GL können einen schnellen und starken Anstieg des Blutzuckerspiegels verursachen, was zu Insulinresistenz, Gewichtszunahme und einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes und andere Gesundheitsprobleme führt.
Daher ist es ratsam, auf die glykämische Last der Leckerchen zu achten, insbesondere wenn du versuchst, bei deinem Hamster ein gesundes Gewicht zu halten oder chronischen Gesundheitsproblemen wie Diabetes vorzubeugen oder sie zu bewältigen.
Als Faustregel empfehlen wir bei Frischfutter, egal ob Obst oder Gemüse, eine glykämische Last von 10 nicht zu überschreiten.
KOHL
Kohl gilt für Tiere nicht als blähend, was bedeutet, dass es keine übermäßigen Mengen an Gas in ihrem Verdauungssystem produziert. Tatsächlich ist Kohl für viele Tiere ein nahrhaftes und nützliches Futter, da er eine gute Quelle für Ballaststoffe, Vitamine und Mineralien ist.
Es ist jedoch ratsam, Kohl und jedes andere neue Futter langsam und in Maßen an Tiere zu verfüttern.
BUCHWEIZENMEHL
Während Buchweizen aufgrund seines hohen Ballaststoffgehalts oft als gesunde Alternative zu Weizenmehl vermarktet wird, enthält es ähnliche Mengen an Zucker wie andere Mehlsorten, einschließlich Weizenmehl.
Der Verzehr großer Mengen Mehl, unabhängig von der Art, kann jedoch immer noch zu einem hohen Blutzuckerspiegel und einer Gewichtszunahme beitragen.
Obwohl der Zuckergehalt von Buchweizenmehl dem anderer Mehlsorten ähnlich ist, ist es dennoch wichtig, auf die Mengen zu achten und beim Backen für den Hamster nur sehr, sehr wenig Mehl zu verwenden.
Du kannst den Zuckergehalt der Backwaren auch reduzieren, indem du Buchweizenmehl mit anderen zuckerarmen Mehlsorten wie Hanfmehl mischt. Hanfmehl ist eine gute Wahl, da es im Vergleich zu anderen weniger Zucker enthält, wenn du Buchweizenmehl mit Hanfmehl mischt, kannst du eine Mehlmischung herstellen, die einen niedrigeren Zuckergehalt und eine langsamere Freisetzung von Glukose in den Blutkreislauf hat. Dies kann helfen, den Blutzuckerspiegel zu regulieren und Spitzen in der Insulinproduktion zu verhindern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass du durch das Mischen mit zuckerarmen Mehlsorten eine Mehlmischung mit einem geringeren Zuckergehalt herstellen kannst, was für die Regulierung des Blutzuckerspiegels und die allgemeine Gesundheit von Vorteil sein kann. Zudem lohnt sich auch immer ein Blick auf die Inhaltsstoffe und die verschiedenen Mehlsorten zu vergleichen. Neben Hanfmehl gibt es auch noch weitere zuckerarme Sorten wie z. B. Kokosmehl, Leinmehl oder Mandelmehl.
ACHTUNG: Bitte verzichte bei dicken Hamstern auf zusätzliche Leckerchen und biete ihnen stattdessen Frischfutter wie Gemüse, Obst, Salat und Kräuter an.
WIPPEN
Nicht alle Wippen sind für Hamster gefährlich. Tatsächlich gibt es einige Wippen, die ohne Bedenken verwendet werden können.
Bitte achte einfach darauf, dass er sich nirgendwo einklemmen kann und auch kein Schereneffekt besteht.
MILCHPRODUKTE
Hamster haben einen Vormagen, der in der Lage ist, Laktose, einen Zucker, der in Milchprodukten vorkommt, zu verdauen. Das bedeutet, dass Hamster im Gegensatz zu Menschen und vielen anderen Säugetieren in der Lage sind, Laktose abzubauen und in nutzbare Energie umzuwandeln.
Laktosehaltige Milchprodukte wie Joghurt sind für Hamster zwar nicht giftig, sollten aber dennoch in Maßen verzehrt werden.
Joghurt kann auch gesund sein! Wenn man gerade keine Alternative wie Benebac im Haus hat, kann man gerne auf Joghurt zurückgreifen.
Der Darm enthält eine komplexe Gemeinschaft von Mikroorganismen, bekannt als Darmmikrobiom, die eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der allgemeinen Gesundheit und des Wohlbefindens spielen. Antibiotika, können dieses empfindliche Gleichgewicht stören, indem sie sowohl schädliche als auch nützliche Bakterien abtöten.
Der Konsum von Probiotika, wie den in Joghurt enthaltenen Bakterien, kann helfen, das Darmmikrobiom wiederherzustellen, indem nützliche Bakterien wieder in den Darm eingeführt werden. Diese Bakterien können den Darm besiedeln und dabei helfen, ein gesundes Gleichgewicht der Mikroorganismen herzustellen.
Probiotika verbessern nachweislich die Verdauungsgesundheit, stärken das Immunsystem und reduzieren sogar die Symptome bestimmter Darmerkrankungen.
NADELHOLZ
Wer sich in der Hamster-Szene bewegt, wird unweigerlich auf die Warnung vor dunklen Nadelholzhäusern stoßen, da diese aufgrund ihres Harzes nicht geeignet sind. Nach einer Nachfrage bei der Firma TRIXI wurde bestätigt, dass für die verwendeten Häuser Spießtannenholz genutzt wird, welches faktisch keine Harzkanäle besitzt. Dennoch sind diese Häuser ungeeignet, da sie aufgrund der zu kleinen Eingänge und der verwendeten spitzen Nägel eine Verletzungsgefahr darstellen.
BACTAZOL
Oftmals wird bei einem Milbenbefall der Tipp gegeben, Bactazol zur Desinfektion zu verwenden. Obwohl dieses Produkt durchaus seine Berechtigung hat, ist es gegen Milben wirkungslos. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe genügt, um dies festzustellen. 😉
KÜCHEN- UND TASCHENTÜCHER
Der Mythos, dass Küchentücher und Taschentücher ungeeignet für Hamster als Einstreu sind, hält sich hartnäckig. Sie seien ungeeignet, da sie sich nicht in Wasser auflösen und reißfest sind.
Doch das beliebte Safebed ist ebenfalls reißfest, sogar um ein Vielfaches mehr als Küchentücher, und löst sich ebenfalls nicht in Wasser auf. Natürlich besteht grundsätzlich die Gefahr, dass sich der Hamster Gliedmaßen bei reißfesten Materialien abschnüren kann. Dies kann jedoch nur bei dünnen und feinen Materialien wie Hamsterwatte geschehen.
Andere Materialien wie Sand oder Einstreu lösen sich ebenfalls nicht auf. Wenn ein Hamster solche Materialien tatsächlich fressen würde, hätten wir ganz andere Probleme zu bewältigen.
HANFEINSTREU
Hanfstreu wird aus den Fasern der Hanfpflanze hergestellt und wird manchmal als natürliche, umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Streumaterialien für Haustiere vermarktet. Trotz ihrer Beliebtheit und ihres umweltfreundlichen Rufs ist Hanfstreu jedoch nicht geeignet, da die Gefahr besteht, dass Pfoten und Augen durch die spitze und harte Beschaffenheit verletzt wird. Dies kannst du auch ganz einfach testen, indem du Hanfeinstreu in die Hand nimmst und zerdrückst. Selbst in unserer vergleichsweise dicken Haut der Handfläche bleibt das Material stecken.
Zudem halten die gebuddelten Gänge nur sehr schlecht. Auch für das Fell von langhaarigen Hamstern macht es keinen Unterschied, auf welchem Material sie gehalten werden. Selbst in der Quarantäne auf Küchenpapier kann das Fell verfilzen.
PFLEGESTELLEN UND VEREINE SIND IMMER SERIÖS
Während viele Tierschutzorganisationen, Vereine und private Pflegestellen den Tieren ein hohes Maß an Pflege und Unterstützung bieten, verfügen einige nicht über die richtigen Ressourcen oder das Wissen, um die Gesundheit und Sicherheit der Tiere in ihrer Obhut zu gewährleisten.
Beispielsweise kann die Nichtdurchführung regelmäßiger Kottests bei Tieren ein erhebliches Risiko für die Gesundheit der Tiere und aller Personen darstellen, die mit ihnen in Kontakt kommen. Parasiten und Krankheiten können sich in Umgebungen, in denen mehrere Tiere zusammen gehalten werden, schnell ausbreiten, und wenn sie nicht frühzeitig erkannt und behandelt werden, können sie den Tieren ernsthaften Schaden zufügen und möglicherweise sogar die menschliche Gesundheit beeinträchtigen. Deshalb ist es wichtig, nach offiziellen Dokumenten zu fragen und nicht nur auf warme Worte zu vertrauen.
Auch der Zusatz „vom Veterinäramt geprüft“ ist kein Merkmal für Seriosität. Leider gibt das Veterinäramt keine Vorschriften für Pflegestellen vor, bspw. wie die Verhütung von ansteckenden Krankheiten auszusehen hat oder ob und wie oft Kotproben durchgeführt werden müssen.
ZWEIGE VON OBSTBÄUMEN
Die Äste von Obstbäumen sind im Allgemeinen nicht giftig und enthalten keine Blausäure. Blausäure, auch Cyanid genannt, ist eine hochgiftige Substanz, die in großen Mengen tödlich sein kann. Während einige Pflanzen und Samen wie Bittermandeln Blausäure enthalten, ist dies in den Zweigen von Obstbäumen nicht der Fall.
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Tierhalter haben oft so ihre eigenen Mythen und Legenden, wenn es um ihre flauschigen Freunde geht. Manche sind so hartnäckig, dass selbst wissenschaftliche Fakten sie nicht vertreiben können. So gibt es zum Beispiel Menschen, die glauben, dass das Drehen von Heavy-Metal-Musik ihre Katzen in Kampfmaschinen verwandelt, oder Leute, die behaupten, dass es völlig in Ordnung ist, ihrem Hund ein Glas Wein zum Abendessen zu geben - schließlich sind Hunde doch auch Säugetiere, oder nicht? Und dann gibt es natürlich auch diejenigen, die behaupten, dass das Streicheln eines Einhorns Glück bringt.
Vielleicht sollten wir alle ein bisschen mehr auf die Fakten hören und ein bisschen weniger auf die Geschichten, die wir uns selbst erzählen, oder?
"Der Menschheit ist es gelungen, den Mythos durch die Realität zu ersetzen."
Billy (1932 - 2019), eigentlich Walter Fürst, Schweizer Aphoristiker